Kurzgeschichten aus Japan zum Dritten

– In den Zügen in Japan (sowohl in den Shinkansen, als auch in den Regionalzügen) ist immer in Fahrtrichtung bestuhlt (keine 4-er Abteile). Um am Endbahnhof nicht den ganzen Zug wenden zu müssen, können die einzelnen Sitzreihen umgedreht werden. Dies ist auch der Grund, warum man hier in allen Zügen soviel Beinfreiheit hat. Es braucht schliesslich Platz, eine ganze Sitzreihe zu drehen, ohne das sie am Sitz davor oder dahinter anstösst.

– Die Japaner scheinen darauf zu stehen, Uniformen anzuziehen. Dies fängt bereits mit den Schuluniformen an. Allerdings sind auch die Arbeiter sehr einheitlich angezogen. Bauarbeiter oder Handwerker tragen einen Overall in Ihren Firmenfarben, Beamte tragen ihre Burufsuniform und alle anderen sind im Anzug unterwegs. Egal ob Chef oder Putzkraft, wer nicht gerade auf der Baustelle arbeitet trägt einen Anzug. Normal angezogene Arbeiter sieht man hier eigentlich nie.

– Die WC’s in Japan sind ein Highlight. Wir wussten ja schon, dass die Toiletten hier wahre Hightech Geräte sind und es von Knöpfen nur so wimmelt. So hat man zum Beispiel fast immer eine beheizte Klobrille oder ein Knopf mit dem man Rauschen abspielen kann (um seine eigenen Geräusche zu übertönen 😀 ). Neben noch vielen anderen Knöpfen, die verschiedenste Düsen, Duschen, Föhns und Parfümversprüher aktivieren, hat uns eine ganz simple Idee besonders überzeugt: Oben auf dem Spülkasten ist ein Wasserhahn montiert, welcher beim Spülen automatisch angeht. Das Wasser fliesst dann durch ein Loch in den Spülkasten bis dieser voll und bereit zur nächsten Spülung ist. So kann das Wasser welches zum Spülen benötigt wird gleich noch zum Händewaschen verwendet werden. Eine simple Idee, welche nicht nur Wasser, sondern auch gleich noch den Platz für ein Waschbecken Spart.

– Eine weitere Entdeckung die wir in verschiedenen Badezimmern gemacht haben sind beheizte Spiegel. Die Spiegel werden auf etwa 50°C (achtung heiss!) aufgeheizt, so dass beim Duschen der entstehende Wasserdampf dort nicht kondensieren kann. Dies ist zwar praktisch, weil man niemals einen beschlagenen Spiegel hat, da die Heizung jedoch einfach den ganzen Tag läuft aber auch reinste Energieverschwendung.

– Etwas das einem hier überall sofort auffällt sind die unzähligen Überlandleitungen. In den Städten hängen die ganzen Strassen voll damit und für jedes Haus hat einen eigenen kleinen Transformator, welcher direkt an den Leitungsmasten montiert ist und die benötigte Spannung (220V) zur Verfügung stellt. Zuerst dachte ich, dass man so etwas von einem hochentwickelten Land wie Japan eigentlich nicht erwarten würde. Als ich nachfragte erhielt ich aber eine völlig logische Erklärung für dieses Kabelchaos: Da es in Japan sehr regelmässig starke Erdbeben gibt, ist es einfach nicht möglich, die Leitungen im Boden zu verlegen. Es wurde mehrmals versucht und bei jedem Beben rissen wieder einige der Kabel. Überlandkabel könne dadurch, dass sie immer leicht durchhängen, Rüteln und Schwanken viel besser verkraften, als starr im Boden verlegte Kabel.

– Eine Sache, welche man vermutlich nur in Japan findet, sind Plastiknachbildungen von Essen. Vor vielen Restaurants sind sämtliche Menus die man bestellen kann als Plastiknachbildungen ausgestellt. Diese Plastik-Menues sehen sehr echt aus und helfen wirklich gut bei der Menuewahl (vor allem wenn man das Angeschriebene sowieso nicht lesen kann). So sieht man von Sushi über Nudelsuppen bis hin zu ganzen Mehrgang-Menues alles detailiert (und so echt das man es am liebsten essen würde) in Kunststoff nachgebildet.

– Eine Art von Restaurant macht dem Japanisch-ungeübten Touristen aber bisweilen das Bestellen schwer: Die Atomatenrestaurants. Eigentlich normale Restaurants, in denen man aber nicht bei einem Kellner bestellt, sondern sich eine Zettel an einem Automaten löst (und ihn auch gleich dort bezahlt), welchen man anschliessend der Bedienung abgibt um so sein Essen zu erhalten. Da die sehr vielen Knöpfe auf den Automaten nur in Japanisch angeschrieben sind, kann die Essenswahl schon mal zum Glücksspiel werden. Da helfen auch ausgestellte Plastikmenues nicht weiter, da man die Zeichen auf den Automaten einfach nicht mit einem dazugehörigen Essen in Verbindung bringen kann.

– Auch das Bezahlsystem in den öffentlichen Bussen ist etwas anders, als wir es uns von Zuhause gewohnt sind. Nur selten kann man irgendwo eine Fahrkarte von A nach B lösen. Normalerweise muss man hinten im Bus einsteigen (niemals vorne einsteigen, dort darf man nur aussteigen, was einem der Busfahrer auch zu verstehen gibt wenn man Vorne einsteigen möchte) und dort einen Zettel ziehen, auf welchem die Haltestelle aufgedruckt wird an der man einsteigt. Vorne im Bus befindet sich eine grosse Anzeigetafel, auf welcher die Preise für die nächste Haltestelle, abhängig von der Nummer auf dem Zettel, angezeigt wird. So stehen auf der Tafel teils über 20 verschiedene Preise und man muss mit der Nummer auf seinem Zettel herausfinden, wieviel man bezahlen muss. Beim Aussteigen (diesmal Vorne im Bus) muss man dem Busfahrer dann seinen Zettel vorweisen und den entsprechenden Betrag Passend (es stehen in jedem Bus Wechselautomaten zur Verfügung 🙂 ) begleichen. Da meist viele Leute mit unterschiedlichen Zetteln aussteigen wollen, und man das Geld nicht dem Fahrer gibt, sondern es einfach in einen Behälter wirft, hat eigentlich keiner den Überblick, ob man auch wirklich genug bezahlt hat. Ob dies ausgenutzt wird oder alle Menschen hier einfach so ehrlich sind immer den korrekten Betrag zu bezahlen wissen wir nicht.

– Die Japaner sind sehr darauf bedacht, niemanden zu stören. So wird man auch in einer noch so vollen U-Bahn niemals en Handy läuten hören. Auch in den Zügen ist nie jemand am telefonieren. Dies ist sehr angenehm und man hat in den ohnehin schon komfortablen Zügen wirklich seine Ruhe. In den Shinkansen welche manchmal mehrere Stunden lang fahren hat es für die besonders Handy-Süchtigen einen kleinen Raum (etwa so gross wie eine Telefonkabiene) in den man hineingehen kann um zu telefonieren. Gleich neben den „Telefonier-Räumen“ hat es auch noch ebenso grosse Raucher-Räume und sogar einen schmink-Raum, welcher Spiegel als Innenwände hat. anscheinend wird es als Störung empfunden, wenn sich jemand in der Öffentlichkeit schminkt 😀

– Das Japaner auf Comics und vor allem auf Mangas stehen, ist ja weithin bekannt, die Ausmasse dieses Comic-Wahns erstaunen uns aber doch ein bisschen. Alles hier ist als Comic gezeichnet. Warnschilder ebenso wie Verbotstafeln oder Sicherheitshinweise. Sogar die Polizei hat eine Comicfigur welche an den Polizeistationen angebracht ist (als Maskottchen oder so? ). Auch ganz alltägliche Dinge sind oft sehr niedlich und im Manga Stil gemacht, so sahen wir auch schon Baustellenabsperrungen in Comicmännchen-Form 😀

Grüsse an alle Daheimgebliebenen

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar